Teil 8
Die beiden Spandau MGs bekommen ihre Munition aus zwei Gurtkästen, die direkt unterhalb der Waffen im Cockpit eingebaut sind. Sie wurden beim Original auch von hier aus gewechselt. Das wird ziemlich umständlich gewesen sein. Aber darauf brauch ich ja glücklicherweise keine Rücksicht nehmen.
Hier wieder ein Bild von der Replika der "The Vintage Aviator Ltd " zum Vergleich.
Die ungewöhnlichen Konturen der Gurtkästen sind wohl an die Einbausituation angepasst. Weiterhin gibt es an der Vorderseite jeweils eine anscharnierte Klappe, wohl um die Gurte beim Befüllen aufwickeln zu können.
Zum Verschließen der Klappen ist an der Oberkante ebenfalls ein Scharnierband angebracht, aus dem man den Stift rausziehen und somit das Scharnier teilen kann. Umständliche Angelegenheit...
Der erste Versuch hat mir nicht gefallen, also dann ein paar Striche auf´s Papier und mit Balsa gebastelt.
Die Oberfläche soll schon aus Alu sein, also aus 0,3mm Lithoblech geschnitten und mit Doppelklebeband aufgebracht:
Die Klappen und Scharniere sind ebenfalls aus dem 0,3er Blech gedengelt.
Und das ist das (vorläufige ) Endergebnis:
Nach dem Einbau musste ich dann leider feststellen, dass mir bei der Positionierung des "Rüssels" beim rechten Kasten ein dicker Fehler unterlaufen ist. Wer den Fehler im Bild findet, darf ihn behalten :-(
Die leeren Patronenhülsen fallen beim Vorbild durch sehr aufwändig geformte Schächte vom Auslass der MG Schlösser in einen weiteren Aluminiumkasten. Der ist nochmals vor den Gurtkästen montiert ist. Da drauf werde ich verzichten, da er die Sicht auf die Gurtkästen verdeckt und sowieso nicht gebraucht wird.
04.02.2019
So, der Fehler ist behoben. Jetzt passen die Proportionen auch zu den Fotos vom Original besser.
Für die Imitation des Aluminiums hab ich jetzt noch was Leichteres und Dünneres als als das 0,3mm Lithoblech gefunden, und zwar die Verpackung von aufbackbaren Frühstückshörnchen. Das Material lässt sich super verarbeiten und praktisch um jede Ecke biegen. Mit der Messingbürste auf der Proxxon kann man es auch prima mattieren.
14.02.19
Die Tankanlage der Albatros besteht aus zwei Messingbehältern, die vor dem vorderen Cockpitspant übereinander montiert sind. Dabei ist der größere, untere Teil der Haupttank und der abgerundete Teil oben der Nottank. Beide sind auf der Ausgangsseite im Original über ein Ventilsystem miteinander verbunden, werden aber über unterschiedliche Einfüllstutzen befüllt.
Messing ist für das Modell natürlich zu schwer. Deswegen habe ich die Behälter aus 0,8mm Sperrholz mit Balsaverstärkungen gebaut. Die Oberfläche besteht aus einer goldfarbenen Aluminiumfolie, die ich zufällig im Baumarkt gefunden habe. Das ist ein tolles Material und kostet fast nichts.
Die Einfüllstutzen bestehen aus den üblichen Resten der Bastelkiste und etwas Farbe.
Ernst ist wieder da.
Er hat seinen Genesungsaufenthalt in GB hinter sich und seine orthopädischen Probleme sind ausgeheilt. Er macht jetzt die Bewegungen der Steuerelemente sehr natürlich mit. Hier seht Ihr das Video dazu.
Wendy von Perfect-Pilots hat ihm noch einen Satz Gurtzeug mitgegeben,. Die Metallteile dieses Kits sind photogeätzt und müssen noch gemäß bebilderter Anleitung montiert werden. Leider ist der Verschluss nicht funktionsfähig. Das wollte ich aber unbedingt, damit ich Ernst auch wieder rausholen kann, um ggf. an die Technik unter den Sitz zu kommen. Zum Glück konnte ich die meisten Teile des Kits trotzdem verwenden, wenn auch anders als vorgesehen.
Irgendwo hatte ich gelesen, dass die Beckengurte im Original 1917 von außen über die Seiten des Sitzes gehen. Damit ist die Funktion praktisch nicht gegeben und der Pilot wird nur in extremen Situationen am rausfallen gehindert, aber nicht fest auf den Sitz geschnallt. Damit Ernst aber ordentlich sitzen bleibt habe ich die Gurte dann an der Innenseite des Sitzes nach außen geführt.
Der Flächenbau
Die Proctor Konstruktion hält sich sehr stark an das Original. Die Rippen sind aus dünnem Sperrholz. Ich habe sie in einer aufklappbaren Helling mit den Cap Strips verleimt. Das war viel Arbeit, aber das Ergebnis ist eine schnurgrade, stabile und leichte Rippe, die dem Original sehr nahe kommt.
Die Flächen erfordern deutlich mehr Arbeit, als erwartet. Die Streben sind nun fertig, aber ich möchte die Befestigungspunkte der Verspannung und der Streben so gestalten, dass ich beim auf-/abrüsten am Platz nicht zwei Stunden brauch und alle Spannschlösser jedes mal neu spannen und sichern muss. Dazu habe ich den unteren Sockel der V-Streben wieder ausgebaut und ein neues Teil schraubbar konstruiert. Alle Spanndrähte bleiben dann beim abbauen fest an dem Sockel. Das gleiche gilt für den Anschlusspunkt der Spannseile rumpfseitig. Plan ist, dass ich mit dem Lösen von ca. 12 Schrauben die Flächen komplett demontieren kann, aber keine Spanndrähte lösen muss. Ich hoffe, die Bilder erklären sich selbst.
Und hier noch ein paar Detailfotos vom Flächenbau. Besondere Highlights waren die Herstellung des Kühlerradiators und der Kühlerjalousie. Die Querruder sind, wie schon die Leitwerke vorbildgetreu in Hohlkehle und Messingrohr gelagert. Die Anlenkung erfolgt mit einem weitgehend verstecktem Servo. Das erlaubt mir später die "gefakte" Anlenkung mittels der Steuerseile zwischen der oberen und unteren Fläche.
22.10.2020
Ich konnte das Modell heute zum ersten mal aus der Werkstatt in den Garten bringen und komplett aufrüsten. Ich hoffe, die Bilder gefallen.
In der Corona Pause hat mich leider ein Festplattencrash erwischt. Aus diesem Grund gibt es keine Bilder zum Bespannen incl. Rib Stiching und auch leider nichts nennenswertes zum sehr aufwändigen Beplanken des Rumpfes. Letzteres war bei Bau der Albatros für mich die größte Herausforderung. Alle einzelnen Panels der Außenhaut sind 10mm geschäftet und überlappen sich. Größtenteils sind sie nicht flach, sondern sphärisch gebogen. Da hilft nur kräftiges wässern der Holzteile und viel Geduld.
Das Modell ist nun fertig gebaut, ausgewogen, ausgemessen und vollständig ausgerüstet. Der Erstflug steht noch aus. Deswegen gibt es eine "Fotosession" im Keller.
Maiden Day
Im Mai 2022 war es dann endlich soweit. Anlässlich unseres jährlichen ORFC Treffens in Rothenburg sollte die Albatros endlich zum ersten mal fliegen. Nach ungefähr vier Jahren Bauzeit sollte es jetzt soweit sein.
Der Schwerpunkt war gemäß Proctor Vorgabe (bleifrei zum Glück) eingestellt, die Flächen waren korrekt ausgerichtet, EWD und Ruderausschläge stimmten. Alles war x-mal kontrolliert und gemessen. Ich war sicher, dass alles ok war. Die Vorbereitungen waren alle problemlos verlaufen, das Wetter war gut. Zu meiner Überraschung war auch ich recht entspannt. Was sollte da schief gehen?
Und so verlief der Jungfernflug auch absolut unspektakulär. Und was soll ich sagen? Sie flog! Grade und stabil. Einzig die Ruderausschläge mussten noch angepasst und der Kreisel programmiert werden. Es gibt ein wackeliges Handyvideo von diesem "historischen" Moment.
Ich war sehr zufrieden und glücklich nach dem Jungfernflug. Alle Mühe der letzten Jahre hat sich mehr als gelohnt. Die Albatros hat ein wunderschönes Flugbild und lässt sich fliegen wie ein Trainer. Der Sound ist genial und auch im Flug und in größerer Entfernung sehr gut hören. Sie fliegt ruhig und reagiert gut auf Steuerbefehle. Das Überziehverhalten ist zahm. Sie wird zunächst etwas weich in den Rudern und nimmt dann irgendwann die Nase runter, ohne große Ausbrechtendenzen.
Die Landung war geradezu einfach, jedoch recht schnell. Sie ist ja sehr aerodynamisch und schlank. Da wird die Geschwindigkeit im Anflug nur sehr langsam abgebaut.
Das Bodenhandling ist mit dem ungelenkten Sporn nicht einfach. Sie kommt nur sehr unwillig um die Ecken. Ok, damit kann/muss man leben, weil es beim Original auch nicht anders war.
Inzwischen hat sie ca. 20 Starts hinter sich. Die Spanndrähte mussten nochmals nachgespannt werden, aber ansonsten gibt es keinen Grund, irgendwas zu ändern.
Wenige Tage später hat meine Vereinskamerad Winfried Teuerlein ein schönes Video gedreht.